Unser Geschichte und Gemeindegebiete

Geschichte der Christuskirchengemeinde

• 1826: Evangelisch in Schrobenhausen

Der erste Nachweis von Protestanten - wie sich auf köngliches Geheiß die Evangelischen im Königreich Bayern nennen mussten - findet sich auf einem Schreiben des Magistrats der Stadt an das Landgericht Schrobenhausen vom 7. August 1826, worin mitgeteilt wurde, dass in der Stadt Schrobenhausen "7 Individuen protestantischer Religion" wohnen.

• 1888: Erster Gottesdienst

Am 9. September 1888 war man endlich am Ziel. Zum ersten Mal konnte in Schrobenhausen ein evangelischer Gottesdienst gefeiert werden, und zwar in einem Betsaal im ehemaligen Amtsgerichtsgefängnis. Seinen ersten Gottesdienst beschreibt Dekan Gottfried Meinzolt folgendermaßen:

"Die Tür zum Amtsgerichtsgefängnis wurde mir nur ganz kurz geöffnet und sofort wieder fest verschlossen, damit ja keiner der im Haus untergebrachten Häftlinge entweichen konnte. An deren Zellen vorbei stieg ich auf einer dunklen Treppe in den zweiten Stock, wo durch Herausbrechen von Zwischenwänden drei Zimmer zu einem raum zusammengefasst worden waren. Der Platz war jedoch so beschränkt, dass nach dem Altargottesdienst der ganze Altar abgeräumt werden musste, damit die Gemeinde in dem langen Raum den Pfarrer während der Predigt sehen konnte. Wir sangen das Lutherlied "Eine feste Burg ist unser Gott", worauf die Häftlinge in den Stockwerken darunter die Internationale anstimmten. Sie schrien so laut und polterten gegen die Zellentüren, dass verschiedene Frauen aus Angst in Ohnmacht fielen und Monate hindurch nicht mehr zu den Gottesdiensten zu kommen wagten."

1928: Evangelische Tochtergemeinde Schrobenhausen

Am 7. Oktober 1928 wurde die evangelische Tochtergemeinde Schrobenhausen errichtet. Aus vielerlei Gründen war man bestrebt, eine eigene Kirche zu bauen.

1934: Kircheneinweihung

Dieses Vorhaben konnte dann 1933/34 endlich verwirklicht werden. Am 23. September 1934 konnte die neue Kirche festlich geweiht werden. Die Betreuung der etwa 250 Evangelischen erfolgte von Ingolstadt aus.

 

• 1945: Ein eigener evangelischer Pfarrer für Schrobenhausen

Durch den Zustrom von Flüchtlingen und Heimatvertriebenen war nach dem Zweiten Weltkrieg die Zahl der Evangelischen auf 1865 gestiegen.Seit 1945 hat Schrobenhausen einen eigenen evangelischen Pfarrer. Am 27. Mai 1945 wurde die bisherige Tochterkirchengemeinde in eine selbstständige evang.-luth. Kirchengemeinde umgewandelt.

• 1950: Ein Wohnhaus für die Pfarrersfamilien

Residenzpflicht heißt eine Tradition der protestantischen Kirche, wonach dem Pfarrer und seiner Familie - aus gutem Grund - ein angemessener Wohnraum möglichst in Kirchennähe zur Verfügung gestellt wird. Friedrich Ernst Kohls, Pfarrer der Christuskirchengemeinde während der entbehrungsreichen Nachkriegszeit, wohnte zu Anfang seiner Dienstjahre noch mit Kind und Kegel im Kirchturm auf beengtem Raum. 1950/1951 erhielt die Christuskirchengemeinde unter der Regie Kohls' ein Wohnhaus, das fortan als Dienstwohnung für ihre Pfarrer zur Verfügung stand. 1957 bezog Kohls' Nachfolger Richard Kohnhäuser das Pfarrhaus, 1975 Wolfgang Jaehnert und schließlich 1981 Walter Last und seine Familie.

Über 62 Jahre war das Pfarrhaus Elternhaus für vier Generationen Pfarrerskinder und ein gemütliches Heim für die evangelischen Pfarrersfamilien in Schrobenhausen. Die ersten drei Jahrzehnte beherbergte es auch das Amtszimmer des Pfarrers, das die Gemeindemitglieder damals nur durch den Flur, vorbei an Küche und Wohnzimmer, erreichen konnten. Heute dient die Sakristei als Amtszimmer und Archiv. Das Pfarramtssekretariat ist in dem kleinen Gemeinderaum untergebracht.

• 1954: Ein Name für unsere Kirche

Der Münchner Kunstmaler Gottfried Klein schuf das Bild des gekreuzigten Erlösers über dem Altar. Dies nahm der Kirchenvorstand 1953/54 zum Anlass, der Kirche den Namen Christuskirche zu geben.

• 2012: "Das Pfarrhaus ist nicht mehr zu retten"

So lautet die ernüchternde Erkenntnis einer Baubegehung. Anlässlich des bevorstehenden Pfarrerwechsels sollte das bisherige Pfarrhaus ursprünglich renoviert und zu einem Pfarramt umgebaut werden. Der Münchner Kirchenbaudirektor Harald Hain war am 8. Februar 2012 angereist, um sich ein Bild über den Sanierungsbedarf zu machen. Doch Schäden an Keller und Fundamenten ließen nur noch eine Lösung zu: Abriss!

Zwei Hochwasser hatten bereits in den Jahren 1994 und 1999 dem Gebäude zugesetzt, Wasser drang in den Keller ein. Die Bodenplatte hob sich in Raummitte um fünf Zentimeter, während ein Streifenfundament tiefer sank.

Seit dem Umzug von Pfarrer Walter Last in seinen Alterswohnsitz nach Aichach im April 2013 ist das schmucke Häuschen verwaist. Ein neues Pfarrhaus entstand fünf Gehminuten von der Kirche entfernt auf dem Anwesen in der Fraunhofer Straße 8.

• 2013: Neue Perspektiven für die Gemeinde

Oft birgt das Ende einer Ära Möglichkeiten für etwas Neues. Die Überlegungen waren, dass mit dem Abriss des alten Pfarrhauses Raum für eine bedarfsorientierte Erweiterung des Gemeindezentrums möglich wäre. Das Pfarramt samt Amtszimmer, Sekretariat und Archiv hätten in einem neu errichteten Anbau untergebracht werden können. Der frei werdende kleine Gemeinderaum und die Sakristei hätten somit wieder ihre ursprüngliche Bestimmung. Wie es das Raumprogramm der Landeskirche zu der Zeit vorsah, hätten in dem Erweiterungstrakt auch zwei Jugendräume Platz gefunden -  ein Wirkkreis für den Jugenddiakoon, der 2012 seinen Dienst in unserer Christuskirchengemeinde aufgenommen hatte.

 

Texte: Walter Last und Tanja Staimer